Die Hoffnung ist gruen by Antje Szillat

Die Hoffnung ist gruen by Antje Szillat

Autor:Antje Szillat [Szillat, Antje]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783943199697
Herausgeber: edition zweihorn
veröffentlicht: 2010-03-14T23:00:00+00:00


Den ganzen Tag über hatte Haro die Vorboten schon wahrgenommen. In letzter Zeit passierte ihm das öfters. Vor seinen Augen begann es zu flimmern, als ob er lauter kleine Blitze sehen würde, und dann kamen die Kopfschmerzen. Unerträglich dröhnende Kopfschmerzen, die dann üblicherweise mehrere Stunden anhielten und durch nichts anderes in den Griff zu bekommen waren als durch starke Kopfschmerztabletten und absolute Ruhe.

Als er nun die Tür zum Vereinshaus öffnete und ihm die stickige Luft entgegenschlug, hätte er sie am liebsten gleich wieder zugezogen und auf dem Absatz kehrtgemacht. Die Luft war zum Zerschneiden dick.

An seinen Schläfen begannen die Nerven zu zucken. Der Schmerz breitete sich aus – unaufhaltsam.

Das packe ich nicht, dachte er und spürte leise die Panik in sich aufsteigen. Noch hatte ihn niemand der Anwesenden bemerkt. Die meisten waren in Gespräche vertieft. Ein paar andere schauten zum Fernsehapparat hinauf, der mit einem Halter weit oben an der Wand befestigt war.

Es war Freitagabend. Die erste Begegnung dieses Spieltages. Die Bayern gegen Dortmund. Hier drückte man natürlich den Dortmundern die Daumen. Ehrensache. Wenn die Bayern spielten, war man immer auf der Seite des Gegners. Ansonsten verteilten sich die Sympathien beinahe gleichmäßig auf Werder Bremen, den Hamburger SV, den VfL Wolfsburg und natürlich Hannover 96. Die Nordclubs waren die ganz klaren Favoriten bei den Vereinsmitgliedern des SV Worsten.

Einer von ihnen spielte nun beim VfL Wolfsburg, beim U17-Junioren-Bundesligateam der „Wölfe“.

Der Gedanke an Marius ließ Haros Nerven an den Schläfen noch heftiger zucken.

„Ach hör doch auf“, regte sich Manfred Bölkers plötzlich lauthals auf. „Der Schiri pennt doch. Verdammte Sauerei.“

Ein paar der anderen Männer stimmten ihm ebenso laut und empört zu. Der Geräuschpegel im engen Vereinshaus wurde für Haro immer unerträglicher. Er machte einen Schritt zurück und wollte gerade das Vereinshaus wieder verlassen, als sein Handy in der Jackentasche zu klingeln begann. Haro ärgerte sich noch darüber, dass er den schrillen Ton, den Nele so lustig fand, nicht schon längst auf einen anderen, weniger auffälligen umgestellt hatte, als die ersten seiner Vereinskameraden sich auch schon zu ihm umdrehten.

„Haro, grüß dich“, rief ihm Kalle Magwarth freundlich entgegen. „Dann sind wir ja jetzt vollzählig“, stellte der Erste Vorsitzende des SV Worsten, Carsten Runge, sachlich fest, „und können mit der Sitzung beginnen.“

Ein paar andere hoben die Hand zum Gruß oder nickten Haro zu.

Der stand für einen Moment völlig unbeweglich im Raum. Mist, dachte er. Blödes Handy. Abhauen war nun völlig unmöglich. Es sei denn, er würde sich wegen schlimmer Kopfschmerzen entschuldigen. Aber das war eigentlich noch unmöglicher in dieser Runde. Für einen Bänderriss oder einen ordentlichen Knochenbruch hätte man hier Verständnis, aber ein Mann, der unter Migräne litt – völlig undenkbar.

„Haro, dein Handy klingelt“, rief Franjo Krüss quer durch den Raum.

Der Schmerz steuerte Haros Worte. „Das macht es für gewöhnlich, wenn jemand anruft“, schnauzte er zurück.

Franjo Krüss zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. „Wer hat dir denn in die Suppe gepinkelt?“

Haro winkte entnervt ab, kramte sein Handy aus der Jackentasche und drückte den Anrufer weg, bevor er überhaupt aufs Display geschaut hatte. Im Moment interessierte es ihn nicht, wer da versuchte ihn zu erreichen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.